Matsch aus Übersee

Nachdem sich der Sturm gelegt hat, die Kinder alle wieder gesund sind und die Erdbeeren aus China als Übeltäter entlarvt sind, wäre es doch an der Zeit darüber nachzudenken, wie man so etwas zukünftig verhindern kann. Regionale Saisonware einzukaufen, wäre eine Lösung. Doch das ist offensichtlich zu teuer – eine Realität, die mich wirklich sprachlos macht.

Wie kann es sein, dass Erdbeeren, die aus einem Land kommen, das – würde man zu Fuß hinlaufen – rund 12.930 km und selbst per Luftlinie noch 7.230 km entfernt liegt, billiger sind, als die Erdbeeren, die von unseren Feldern kommen? Und warum um alles in der Welt müssen im September, der ja regional gar kein Erdbeermonat ist, Erdbeeren auf den Tisch? Noch dazu gefrorene, die, wie jeder weiß, wenn sie auftauen, ein einziger Matsch sind?
Ich sage es ganz ehrlich. Ich verstehe es nicht. Und die Tatsache, dass ich es nicht verstehe und mich angesichts der seltsamen Realitäten, die herrschen, hilflos fühle, macht mich traurig und wütend. Die Dinge werden immer unübersichtlicher. Erdbeeren aus China, die Soße wahrscheinlich aus Kolumbien, die Kartoffeln aus Amerika und das Huhn aus einem winzigen Käfig, der neben vielen, vielen anderen irgendwo in der prallen Sonne Spaniens steht.
Und dann erinnere ich mich daran, wie ich es geliebt habe, zu meiner Oma aufs Land zu fahren. Wir kamen an, ich bin in den Garten gelaufen und habe mir je nach Jahreszeit die reifen Früchte von den Bäumen oder Sträuchern gepflückt. Ich wusste, wenn der Frühling fortgeschritten ist, gibt es bald süße Erdbeeren, später dann die Himbeeren und tief im Sommer die Brombeeren.
Mag es nostalgisch sein, aber mir tun die Stadtkinder von heute leid, die Matsch, der aus Großküchen geliefert wird, essen müssen und die meist nicht einmal mehr einen Schulgarten haben, um wenigstens eine kleine Ahnung davon zu bekommen, wie wunderbar frisches!, selbstgeerntetes Obst und Gemüse schmeckt.

An der Stelle der Hinweis, dass es am kommenden Wochenende nicht nur in der Domäne Dahlem, sondern auch auf vielen umliegenden Dörfern Erntedankfeste gibt.

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