Was blüht einem Grundschulkind, das mit seinen Eltern – sagen wir mal – von Hessen nach Bayern zieht? Im schlimmsten Fall muss es eine Klasse wiederholen. Ziehen die Eltern dagegen nach Berlin, langweilt sich das Kind sicher zunächst eine Weile, weil Berlin, was den Bildungsstand der Viertklässler betrifft, mit Bremen und Hamburg Schlusslicht ist. Dass das nach Handlungsbedarf schreit, ist jedem klar. Nur wo den Hebel ansetzen?
“Es bleibt viel zu tun” so äußerte sich jedenfalls der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) letztes Jahr gegenüber dem Spiegel, zu den starken Unterschieden innerhalb Deutschlands.
Nun bin ich kein Bildungsexperte, aber ich finde, an dieser Stelle treibt der Föderalismus seltsame Blüten, so dass man sich am Ende nicht wundern muss, dass es zu solchen Ergebnissen kommt. Denn die Bildungspolitik in Berlin zum Beispiel, gleicht meines Erachtens einer Spielwiese, auf der sich jeder, der das Zepter in der Hand hält, mal austoben darf. JÜL ja oder nein, völlig unterschiedliche Lernkonzepte, Schulen auf denen der Altersdurchschnitt bei 50 Jahren und höher liegt, weil die jungen Lehrer, wegen schlechter Arbeitsbedingungen und Bezahlung wenig motiviert sind und lieber in anderen Bundesländern unterrichten.
Aber es ist Land in Sicht, denn der Ruf nach einem Staatsvertrag, der das Bildungsniveau glättet, wird laut. Und so haben gestern Bayern, Sachsen und Niedersachsen einige Eckpunkte vorgestellt, die notwendig wären, um ein vergleichbares Unterrichtsniveau in allen 16 Bundesländern zu gewährleisten. Spannend ist, dass das ausgerechnet aus dieser Ecke kommt, wo doch die Grundschüler dieser drei Bundesländer leistungsmäßig an der Spitze stehen.
Ich persönlich würde eine Vereinheitlichung der Lehrpläne sehr begrüßen. Mir kommt es schon spanisch vor, dass innerhalb einer Grundschule zum Beispiel das Schreiben und Lesen in den einzelnen Klassen nach völlig unterschiedlichen Konzepten gelehrt wird. Fu und Fara in dem einen Raum, Konfetti in einem anderen, Anlaute im dritten.
Also ja! Her mit dem Vertragswerk und bitte nicht erst 2050.