Reformen ohne Ende?

Die ersten drei Wochen der Ferien sind fast vorbei. Noch sind Berlins Straßen relativ leer, man bekommt mühelos einen Parkplatz und die Menge der täglichen E-Mails ist um die Hälfte geschrumpft. Sommer in Berlin und doch sieht man in den Schreibwarenläden schon die Schultüten und sie erinnern daran, dass die Zeit bis zum nächsten Schulanfang gar nicht mehr lang ist.

 

Auch in meiner Familie wird es dann ein weiteres Schulkind geben. Meine jüngste Tochter wird eingeschult und hat vorab schon mal einen netten Brief von der Schule bekommen, in dem unter anderem auch das Tinto-Buchstabenhaus als Kopie steckte, nach dem die Erstklässler erst das Schreiben und später das Lesen lernen. Fast zeitgleich mit diesem Brief erschien der SPIEGEL mit dem Titel: “Die Rechtschreipkaterstrofe – Warum unsere Kinder nicht mehr richtig schreiben lernen” (Nr. 25/2013), in dem genau diese erst Schreiben dann Lesen Methode von Experten zerpflückt wird.
Großartig, dachte ich, das kann man als Eltern gut gebrauchen. Die Aufregung ist ohnehin groß, wenn das eigene Kind in die Schule kommt und man sich fragt: “Sind fünf oder gerade mal sechs Jahre nicht viel zu wenig für einen Schulstart? Hat mein Kind schon die notwendige soziale Reife? Kann mein Kind wirklich stillsitzen und all das aufnehmen, was im Unterricht vermittelt wird? Oder schlägt Interesse doch irgendwann in Frust um?”

Sie kennen diese Fragen bestimmt und wenn dann nach SaPh und JüL nun auch noch über Lehrmethoden diskutiert wird, möchte man als Eltern gern wissen, woran man ist. Also klicke ich mich durchs Internet um verschiedene Meinungen einzufangen und lande auf der Seite “Bildungsklick” auf der Das Thema auch auftaucht. Dort ist davon die Rede, dass die Kinder schon alle dieselben Phasen durchlaufen, in denen zum Beispiel auch das Lautprinzip, nach dem Tinto arbeitet, zur Anwendung kommt. Allerdings müsse man einzelne Kinder speziell fördern und der Lehrer sollte schon individuelle Lernkonzepte anbieten, weil sie dann wohl doch nicht alle gleich sind.

Ich frage mich an der Stelle, welcher Lehrer das bei 25 bis 30 Schülern in einer Klasse leisten soll? Und ist das vielleicht der Grund dafür, dass laut einer Untersuchung der Bertelsmannstiftung („Ausgaben für Nachhilfe – teurer und unfairer Ausgleich für fehlende individuelle Förderung“ 2010)  satte 18,4 Prozent der Berliner Viertklässler privat finanzierte Nachhilfe im Fach Deutsch in Anspruch nehmen müssen? Und es geht ja weiter. Während an JüL und SaPh noch gebastelt wird, soll nun die Inklusion kommen.
Verstehen Sie mich nicht falsch – all das sind gute Ansätze. Aber wenn sie nur halbherzig umgesetzt werden können, weil einfach die notwendigen Voraussetzungen nicht geschaffen werden, dann ist auch der beste Ansatz für die Katz und schadet am Ende denen, die eigentlich davon profitieren sollten: unseren Kindern.

Und so blicke ich mit gemischten Gefühlen auf das, was kommt und hoffe, dass der Bildungsabteilung des Berliner Senats nicht noch eine Reform einfällt. Mit meinen drei Kindern habe ich bisher alle erlebt und mitgemacht und ehrlich – es reicht!

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