Kinder an die Macht

In Berlin regiert längst wieder der Schulalltag, in Köln dagegen regieren Kinder. Dort hat nämlich ein Verein die “erste Kinderstadt Kölns” ins Leben gebracht. Pänzhausen heißt sie und ich finde dieses Modell wirklich Klasse. Bei uns in Berlin gibt es ja die FEZitty, auch eine Kinderstadt, die das möglich macht, was an den Schulen leider oft nicht vermittelt wird: Für das Leben zu lernen.

 

Pänzhausen und FEZitty sind Kinderstädte, die wie jede normale Stadt funktionieren. Dort gibt es Geschäfte, in den Geschäfte arbeiten Kinder, die dann bestimmte Berufe haben. Es gibt jede Menge Ämter, ein Krankenhaus, eine Zeitung, einen Fernsehsender und vieles mehr. Es wird gearbeitet, Geld verdient (in Berlin die Wuhlis) und in der FEZitty gibt es sogar ein Jobcenter.
Natürlich gehört in Köln als auch in Berlin Politik zum Stadtleben einer Kinderstadt dazu und so gibt es einen Bürgermeister, der in Köln sogar per Bürgermeister- und Stadtratswahlen gewählt wird und sich Kraft seines Amtes um die Anliegen, Fragen und Beschwerden der Bürger kümmert.

 

Ich finde Kinderstädte wirklich großartig. Nicht nur, weil die Kinder im spielerischen Umgang wählen können, was sie gerne in Ihrer Zeit in der Kinderstadt tun und erleben möchten, sondern weil sie auch einen Einblick in viele Bereiche bekommen, die sonst den “Großen” vorbehalten sind und weil sie so erlernen, wie eine Gesellschaft funktioniert, oder wie ein Produktionsprozess abläuft.

 

Dass der Salat eben nicht im Supermarkt wächst, sondern dass eine ganze Kette von Arbeitsabläufen, in die viele Menschen und noch viel mehr Technik involviert sind, notwendig ist, bis der Salat an seinem Platz im Supermarkt liegt. Dass Geld nicht einfach so aus dem Automaten kommt, sondern dass man natürlich vorher auch etwas eingezahlt haben muss. Eben, dass diese Welt kein gigantisch großer Selbstbedienungsladen ist, sondern hinter jeder Sache Menschen, Arbeit und Ideen stecken.

 

Ich würde es befürworten, wenn es solche Projekte bereits in den Schulen geben würde. Ich bin sicher, dass die Kinder daraus wesentlich mehr Lebenswissensstoff ziehen könnten, als aus dem regulären Unterrichtsprogramm. Warum nicht ein Schuljahr komplett zum “Schullebensjahr” erklären? Damit die Kinder lernen, was es heißt, einen Handyvertrag zu haben, der dann natürlich auch etwas kostet und dass das Geld dafür irgendwie auch erarbeitet werden muss. Dass die Kinder nicht nur theoretisch lernen, wie Demokratie aussieht und dass sie sich frühzeitig eine eigene Meinung bilden können. Angewandtes Wissen bleibt, eingepauktes Wissen verpufft größtenteils. Das merkt man daran, dass die wenigsten Eltern in der Lage sind, ab einer bestimmten Altersklasse ihren Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen. Warum? Weil sie den Stoff nicht mehr parat haben. Warum ist das so? Weil sie ihn im Leben nicht brauchen. Komische Bildung, oder?

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