Sterben zu leicht gemacht?

Engel in Trauer (c)fotolia

Gestern kam der Bundestag zu einer Sitzung über Sterbehilfe und Sterbebegleitung zusammen. Die Frage, die es zu klären galt, war: Soll aktive Sterbehilfe legalisiert werden? Die Debatte wurde sehr emotional geführt, einige Abgeordnete berichteten über persönliche Erfahrungen. Am Ende war klar, dass es noch viel zu klären gibt, bis in der zweiten Jahreshälfte 2015 ein Gesetz verabschiedet wird.

 

Denn die Meinungen und Ansichten gingen – wie zu erwarten war – sehr weit auseinander. Und auch in den Medien wird das Thema sehr kontrovers diskutiert. So schreibt Jakob Augstein auf Spiegel-Online, dass  “die Frage “Wohin mit Oma?” bald einen anderen Tonfall bekommen” könnte, wenn Sterbehilfe legal wäre. Er ist dafür, die Suizidhilfe zu verbieten und stattdessen die Versorgung der unheilbar Kranken zu verbessern. Er bezeichnet den Tod auf Bestellung als “eine Kapitulation – vor dem Leben und vor dem Geist des Zwecks.”

Ich sehe das anders und finde, dass diese Debatte von einer Doppelmoral durchzogen ist. Das fängt schon damit an, dass der Mensch bei allen anderen Lebenwesen durchaus bereit ist, Sterbehilfe zu leisten. Alle sind sich einig, dass man ein Tier nicht leiden lassen sollte. Also werden Haustiere eingeschläfert, wenn klar ist, dass ihnen ein Todeskampf bevorsteht. Mag man mir vorhalten, hier Äpfel mit Birnen zu vergleichen, ich bin trotzdem der Meinung, dass jeder Mensch das Recht auf ein selbstbestimmtes Ende hat, so lange er andere nicht gefährdet.

Wir haben ja auch nichts dagegen, dass Rennfahrer ihre Runden drehen, obwohl jedem, der in solch einem kleinen Auto mit zirka 300 Stundenkilometern über die Fahrbahn brettert, klar ist, dass die nächste Kurve den sicheren Tod bedeuten könnte. Das lassen wir zu, bejubeln es sogar noch. Wir lassen auch zu, dass Menschen rauchen und damit ihr Risiko frühzeitig zu sterben, um ein Vielfaches erhöhen. Da steht die Selbstbestimmung ganz oben. Da hat jeder die freie Entscheidung.

Die Liste ließe sich fortsetzen und für mich steht am Ende die Frage, meinen die Gegner der Sterbehilfe denn, dass plötzlich ein Boom ausbricht? Dass alle Sterbenden ein schnelles Ende wollen? Ich glaube das nicht. Und ich sehe auch nicht die Gefahr, dass mit einer Legalisierung mehr Menschen ganz plötzlich um die Ecke gebracht werden. Hier geht es doch eher um die wenigen Menschen, die für sich entscheiden, dass ihr eigenes Leben für sie nicht mehr lebenswert ist.

Sollte nicht auch an dieser Stelle jeder das Recht auf Selbstbestimmung haben?

Ich sage ja.

 

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