Weltkindertag?????? Ach ja…

Stellen Sie sich vor, es ist Weltkindertag und keiner merkt’s. Seltsam, oder? Und doch Realität, denn zu diesem Zeitpunkt – es ist der 20. September 2012, 11:25 Uhr Ortszeit – kann ich nach einem Klick-Marathon durch die Online-Portale der großen deutschen Tageszeitungen feststellen: Es gibt kaum einen Hinweis auf diesen Ehrentag. Keine Überschrift, keinen Artikel. Stattdessen lese ich, dass Mark Zuckerberg nun nicht mehr so reich ist, die Post NPD Wurfblätter verteilen muss und dass die Oben-ohne-Fotos von Kate nun von einer schwedischen Zeitung gedruckt werden, um nur mal eine kleine Auswahl des Tagesgeschehens zu nennen.

Dabei hätten wir allen Grund, den Weltkindertag auf die Seite eins zu setzen. Und gleichzeitig darüber zu debattieren, wie wir die Lebensbedingungen von Kindern in ärmeren Ländern verbessern können, wie wir unser Kaufverhalten ändern können, um damit zu verhindern, dass Kinder in armen Ländern für uns unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen, wie wir im eigenen Land dafür sorgen, dass kein Kind durch das Raster fällt, wie Eltern unterstützt werden können, damit die Lust darauf, Kinder zu bekommen und großzuziehen wieder wächst und und und.
Die Liste ist lang. Das wissen all jene, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen und die Tag für Tag erleben, wie sich hinter einer gelösten Aufgabe sofort eine neue zeigt.

Das diesjährige Motto des von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk initiierten Weltkindertages heißt übrigens: „Kinder brauchen Zeit!“ Es geht darum, das Recht der Kinder auf Spiel und Freizeit, auf elterliche Fürsorge und auf Beteiligung ins Bewusstsein rücken. Eigentlich ist dieses Recht in der Internationalen Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen festgeschrieben, die seit 20 Jahren in Deutschland gilt. Im April 1992 wurde sie von der Bundesrepublik ratifiziert. Die Betonung liegt auf – EIGENTLICH – , denn vielen Erwachsenen und Kindern sind diese Rechte immer noch unbekannt. Und selbst wenn sie alle kennen würden, so scheitern doch viele Ideen und Ansätze an unserer alltäglichen Realität.

Ein Problem ist meiner Ansicht nach, dass die Strukturen in denen wir leben, seien es nun politische, arbeitstechnische oder auch gesellschaftliche, ziemlich starr sind. Es braucht teilweise unglaublich lange Wege, um Änderungen durchzusetzen. Technischer Fortschritt ist schnell – gesellschaftlicher Fortschritt kriecht wie eine Schnecke über den Schotter. Leider profitieren viele noch von diesem Kriechgang. Das macht es schwer, die Schnecke aufzugeben und durch einen Tiger zu ersetzen.
Aber gut – es hilft wenig, zu maulen und sich zu beklagen. Besser ist immer, selbst etwas zu tun. Einen Beitrag zu leisten, selbst wenn er auf den ersten Blick klein und gemessen am großen Ganzen unbedeutend erscheint. Davon sollte man sich nicht abbringen lassen. Sie kennen ja sicher den Spruch: Ein Streichholz reicht, um einen Flächenbrand auszulösen.
Darum: Zündeln Sie! Und wenn es dafür ist, kurz den Raum zu erhellen, damit auch alle anderen sehen, dass es heute etwas zu feiern gibt!

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