Fehlstart Schule – Quo vadis Berliner Bildung?

Die Ferien in Berlin sind zu Ende. Sechs Wochen unbeschwertes Leben, Spielzeit, Freizeit, Urlaub und Faulenzen liegen hinter uns und unseren Kindern. Nun sind die Schulmappen wieder gepackt. Die, die schon eingeschult sind, wissen halbwegs, was sie erwartet. Doch für viele fünf- und sechsjährige Mädchen und Jungen beginnt mit der Einschulung am nächsten Samstag ein neuer Lebensabschnitt, den sie nun ohne Vorbereitung in einer Vorschule meistern müssen. Und auch für die Eltern – nicht nur für die der Erstklässler, sondern auch für Eltern der Sechsklässler wird das Jahr aufregend.

Ich habe drei Kinder und lebe in Berlin. Mein Sohn hat gerade sein Abitur geschafft, eine meiner Töchter beendet mit diesem Schuljahr die Grundschule und meine Jüngste wird im nächsten Jahr eingeschult. Anhand der Zeitspanne sehen Sie, dass mich das Berliner Schul- und Bildungsprogramm zwangsläufig schon eine ganze Weile begleitet und dass das auch noch eine ganze Weile so bleibt. Wenn ich ehrlich bin, dann löste allerdings so manche schulpolitische Entscheidung der letzten Jahre mehr als nur ein Kopfschütteln bei mir aus, so dass ich mit einer gewissen Besorgnis in die Zukunft schaue.
Momentan habe ich richtige Bauchschmerzen, wenn ich daran denke, dass meine jüngste Tochter mit Fünf eingeschult wird. Mit einer gewissen Wehmut denke ich dann an die Zeit zurück, als es noch eine Vorschule gab und die Kinder erst mit schulreifen sechs oder sieben Jahren stolz die Schultüte, die sie dann neben der Schultasche auch tragen konnten, über die Schulschwelle trugen. Nun ist wohl alles unserem allgemeinen Tempo angepasst. Einschulung mit Fünf, Abi nach zwölf Jahren und dann zack, zack in die Lehre oder zum Studium. Nur keine Zeit verschwenden. Ein seltsames Konzept.

Ähnlich seltsam wie JÜL- das jahrgangsübergreifende Lernen. Gibt es das denn offiziell überhaupt noch? Ich höre immer nur von Schulen, an denen es gekippt wird, weil Lehrer fehlen und das Konzept nicht ausgereift ist.

Das nächste ungute Gefühl kriecht mir den Nacken hoch, wenn ich an den Schulwechsel denke, der für meine mittlere Tochter ansteht. Weil ich durch die – meiner Ansicht nach – mangelhafte Informationspolitik eigentlich gar nicht so richtig weiß, wie das mit den Gymnasien jetzt läuft. Wie war das mit dem Losverfahren? Kann ich meine Tochter dort anmelden, wo es mir und ihr am besten gefällt oder muss sie zuerst an einem Gymnasium hier in der Nähe angemeldet werden?

Fragen über Fragen. Ich will ja gar nicht Schwarzmalen. Aber ich kenne ganz viele Eltern, denen es ähnlich geht wie mir. Die genervt und verunsichert sind, weil sich alle Nase lang etwas ändert, ohne dass dafür die Grundlagen geschaffen werden. Weil die Meldungen, dass in Berlin nach wie vor akuter Lehrermangel herrscht, sich zu Schulbeginn wieder überschlagen und weil es doch irgendwie nicht sein kann, dass Bildung so viel Stresspotential in sich birgt. Was denken Sie über die Berliner Schulpolitik? Schreiben Sie uns!

Ihre Jeannette Hagen

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