„Schwierige Kinder gibt es nicht…

…sie müssen nur entsprechend gefördert werden!“ Dieser wunderbare Leitsatz stammt nicht von mir, sondern von der Pädagogin und Ärztin Maria Montessori, die am 31.8. 1870 – also genau vor 142 Jahren das Licht der Welt erblickt hat und deren pädagogische Konzepte so menschennah und logisch erscheinen, dass ich mich immer wieder frage, warum sie nicht längst fester Bestandteil in allen deutschen Kindergärten- und Bildungseinrichtungen sind.

„Hilf mir, es selbst zu tun.“ – Wer selbst Kinder hat oder sie auf ihrem Weg begleitet, wird mir zustimmen: Es ist ein großartiger Moment, wenn ein Kind aus eigener Kraft heraus etwas neu entdeckt oder geschafft hat. Dann leuchten die Augen, der Stolz und die Freude sprühen aus jeder Pore und man kann sicher sein, dass sich diese Erfahrung einbrennt. Das ist der Punkt, um den es Maria Montessori ging. Darum, dass wir jedem Kind den Rahmen und die Lernbedingungen schaffen, die es braucht, um sich optimal in seinem Tempo zu entwickeln. Im Zentrum steht das Kind.
Leider gab es eine Zeit, in der es verpöhnt war, Kinder zu verwöhnen. Dass es einen Unterschied gibt zwischen Verwöhnen und Fördern – spielte keine Rolle. Gehorsam war gefragt. Frontalunterricht, Wissenvermittlung und das Damoklesschwert der bedingungslosen Disziplin haben all die guten Antsätze Montessoris lange Zeit verdrängt.
Dank aktueller Studien und internationaler Vergleiche wissen wir heute, dass das ein Fehler war und so halten die pädagogischen Ansätze Montessoris Gott sei Dank wenigstens hier und da wieder Einzug in Kindergarten und Klassenzimmern, oder sie werden von anderen Pädagogen aufgegriffen und neu publiziert.

Gut so, finde ich. Denn damit kehrt hoffentlich auch wieder etwas zurück, das vielen Erwachsenen abhanden gekommen ist. Das Vertrauen in ihre Kinder. Das Bedürfnis auch mal loszulassen und dem Kind Raum zu geben, damit es sich selbst entfalten kann und die Welt auf seine ganz individuelle Art entdeckt und erfährt.
Dann werden auch endlich die Kinderspielplätze wieder leerer, nämlich dann, wenn die Eltern sich vertrauensvoll aus dem Reich der Kinder zurückziehen, damit diese ihre eigene Burg bauen können, ohne das Papa alles richtet oder Mama ängstlich am Klettergerüst steht und ihrem Kind das Gefühl gibt, dass es die Höhe nicht bewältigen kann.
„Hilf mir, es selbst zu tun!“ Danke Maria Montessori!

Ergänzung: Nachdem ich den Blog-Eintrag bei Facebook veröffentlicht hatte, kam folgender Kommentar aus Österreich:

„Unsere Weinbergschule fußt völlig auf dem Konzept von Montessori und in einem unserer Folder stand folgender Satz: „Unsere Schule ist für alle Kinder geeignet aber nicht für alle Eltern.“ Es ist für Eltern, die sich in unserer Leistungsgesellschaft irgendwie eingelebt haben, oft nicht einfach wenn wir Kinder individuell beurteilen und nicht im kompetitiven Vergleich untereinander. Es ist schwierig, den Verwandten zu erklären, dass das eigene Kind mit zehn noch nicht zusammenhängend lesen kann… was durchaus passieren kann wenn ein „Zeitfenster“ ungenutzt gelassen wurde. Aber dieses Kind lernt es mit 12 oder 13 und dann aus eigener Kraft und eigenem Antrieb. Die Aufgabe der PädagogInnen besteht darin, das Interesse der Kinder zu fördern und nicht Wissen durch Zwang einzubleuen. Wir haben AbsolventInnen, die in öffentlichen Schulen als „Versager“ hingestellt wurden oder als ADHS-Kinder mit Ritalin ruhig gestellt werden sollten. Sie haben aber in der Weinbergschule gelernt, sich selbst und ihren Fähigkeiten zu vertrauen und stehen heute erfolgreich am Beginn ihrer Karrieren als junge Unternehmer, die sozial und verantwortungsbewusst sind im Gegensatz zu manchen Abgängern von Eliteschulen…“

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