I’m walking…

Da ich mein Auto für ein paar Tage verborgt habe, musste ich heute morgen mein jüngstes Töchterchen zu Fuß in den Kindergarten bringen. Der gut dreißigminütige Weg führte uns an allem vorbei, was eine Großstadt zu bieten hat. Erst war ich genervt, weil mir der Weg unendlich lang vorkam, aber dann, als ich merkte, wie sehr meine Tochter es genoss, ihre Stadt und die Natur zu entdecken, fand ich auch mehr und mehr Gefallen an unserem Spaziergang. Und als dann noch der Park mit seinen Wiesen, Bäumen und Sträuchern eingehüllt in Raureif vor uns lag, war ich schlichtweg verzaubert.

Ich gebe es ja zu. Eigentlich gehöre ich zu den Müttern, die morgens schon in Eile sind, weil sie viel schaffen wollen und für die die 24 Stunden, die der Tag hat, grundsätzlich nicht ausreichen. Also liegt es nahe, früh und nachmittags zum Abholen mit dem Auto zu fahren, statt zu laufen. Das spart Zeit.
Umso ungeduldiger startete ich heute morgen den Weg zur Kita, der durch unseren Kiez, dann über zwei große Straßen und anschließend durch den Wilmersdorfer Teil des Volksparks führt. Forschen Schrittes ging ich vor, während mein Töchterchen hinter mir her trödelte, links und rechts schaute und alle paar Meter irgendetwas Interessantes fand, was ihre Aufmerksamkeit fesselte und betrachtet werden musste. “Mama, schau mal!” war wohl der am häufigsten gesprochene Satz an diesem Morgen.
Doch wie eingangs schon beschrieben – irgendwann räumten meine Ungeduld und meine Hektik den Platz und gaben ihn frei für das schöne Gefühl, interessiert und aufmerksam einen Weg zu gehen. Sicher weiß ich, wie gut das tut, aber im Alltag ist es ja nicht immer leicht, solche Inseln einzubauen. Nun habe ich das große Glück, dass ich durch die Freiberuflichkeit auch mal was schieben kann – andere müssen Punkt 8:00 Uhr oder weitaus früher an ihrem Arbeitsplatz stehen – da ist dann nichts mit Trödeln, Schlendern und genießen.
Mir ist jedoch heute morgen einmal mehr bewusst geworden, wie sehr unsere Kinder permanent auf Entdeckungstour sind, wenn man ihnen den Raum gibt und sie lässt. “Mama, schau mal, da ist ja Eis auf den Blättern! Warum?”, “Mama, schau mal, wenn ich puste, kommt eine Wolke. Woher kommt die denn?” “Mama, schau mal, das Mädchen da drüben hat einen Stock in der Hand und tastet damit den Boden ab. Warum macht sie das?” Und und und…
Jedenfalls, als wir in der Kita ankamen, stürmte meine Tochter hinein, denn sie hatte jede Menge erlebt und zu erzählen. Und nicht nur sie war glücklich, mir ging es ähnlich. Ich freute mich über die Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, über unsere Unterhaltung, über all das, was ich selbst entdeckt hatte und über den wunderschönen Herbst. Ein Mehrgewinn für den Tag!
Ich werde wohl mein Auto jetzt öfter mal stehen lassen!

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