Ihr Kinderlein kommet

Kinderkriegen ist in Deutschland mittlerweile so unattraktiv und lästig wie die alljährliche Steuererklärung oder das Führen eines Fahrtenbuches. Nun ist die große Suche nach dem WARUM im Gange. Die Antwort könnte man meiner Meinung nach leicht finden, wenn man einfach mal genauer hinschauen und zum Beispiel den Tag einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern in Deutschland begleiten würde. Zusätzlich sehe ich noch zwei andere Punkte:

Denn sind wir mal ganz realistisch und schieben alle romantischen Vorstellungen und Wünsche beiseite. Fakt ist, dass in Deutschland mittlerweile fast jede 2. Ehe wieder geschieden wird. Hielten zu Beginn der Bundesrepublik in den 50er-Jahren von acht Ehen immerhin sieben, gleicht die Haltbarkeit einer Ehe heute einem Roulette-Spiel. Schwarz oder Rot?
Schaut man sich die Ursachen für diese Entwicklung an, dann steht ein Aspekt ganz klar vorn: Scheitern lassen uns häufig die überzogenen Ansprüche und Erwartungen, die wir an eine Beziehung haben. Werden die nicht erfüllt, setzt schnell Frustration ein und da es heutzutage relativ leicht ist, sich zu trennen, weil Materielles kaum noch bindet, geht man eben wieder getrennter Wege.

Mag sein, dass das Wissen darum schon von Anfang an in die Familienplanung mit hinein spielt. Mag auch sein, dass Deutschland für Familien nicht gerade ein Schlaraffenland ist, weil Kinderkriegen hierzulande mit einem Karriereknick bei den Frauen und allgemein mit gewissen Armutsrisiko verbunden ist. Von kinderunfreundlichem Gebahren und kinderunfreundlicher Umgebung mal ganz abgesehen.

Aber für mich gibt es noch einen anderen Punkt und der hängt, ähnlich wie bei den Ehe, mit den Erwartungen zusammen, die Frauen und Männer bezüglich auf Kinder hegen. Die sind nämlich bei vielen in erster Linie mit Angst verbunden. Angst davor etwas falsch zu machen, Angst davor dem Leben eine andere Richtung geben zu müssen, Angst, sich falsch zu entscheiden und und und. Jeder von uns weiß, dass Angst lähmt und so ist es kaum verwunderlich, dass die Geburtenrate sinkt.
Für mich kommt noch dazu, dass in der Frage Kind oder kein Kind eine gewisse Ambivalenz versteckt ist, die sich darauf gründet, dass wir viel von unserer Verantwortung an den Staat und seine Institutionen abgegeben haben, ihm aber zu Recht nicht trauen. Das ist eine Zwickmühle aus der wir nur herauskommen, wenn jeder wieder mehr Verantwortung übernimmt und nicht darauf hofft, dass von außen die Lösungen präsentiert werden. Eine Entwicklung, die man derzeit gut beim Thema Kinderbetreuung beobachten kann.

So, nun aber genug festgestellt, überlegt und formuliert. Das Weihnachtsfest ruft und ich nutze die Gelegenheit, Ihnen von ganzem Herzen ein frohes und besinnliches Fest im Kreise Ihrer Lieben zu wünschen. Erfreuen Sie sich an strahlenden Kinderaugen und wenn Sie um sich herum Menschen haben, die vor der Entscheidung stehen, Kind oder nicht, dann machen Sie ihnen Mut, statt davon zu erzählen, was alles falsch laufen kann. Nichts ist blödsinniger als der Satz, dass man in diese Welt keine Kinder setzen sollte. Im Gegenteil. Kinder machen unser Leben bunt. Sie sind großartige Lehrmeister und wunderbare Kameraden. Sie erhellen mit ihrer Lebendigkeit unser Dasein und zeigen uns Wege aus unserem verkopften Denken.
Insofern: Ihr Kinderlein kommet und bitte nicht nur an Heiligabend!

Ihre Jeannette Hagen

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