Heute tagt der Schulausschuss des Abgeordnetenhauses. Die Grünen wollen das Thema Früheinschulung auf den Tisch bringen, die CDU will die Rückstellung erleichtern. Einzig die SPD ist von ihrer Schulpolitik überzeugt. Ich finde diese Arroganz zum Haareraufen, denn die tagtägliche Realität an den Grundschulen schreit nach einer Neuregelung!
An der Grundschule, die meine Tochter besucht, liegen die Nerven der Lehrer blank. Seit Wochen fehlen Kollegen krankheitsbedingt und ein Ersatz ist nicht in Sicht. Besonders hart trifft es die ersten beiden Klassenstufen, die durch JüL zusammengelegt sind und in denen ja eigentlich die Jüngsten von den Älteren profitieren sollten. Spielerisches Lernen – so hieß der Plan. Aber es klappt nicht.
Und wenn ich mir meine jüngste Tochter anschaue, die mit ihren fünf Jahren im August ebenfalls eingeschult wird, dann weiß ich auch, warum das nicht klappen kann. Einen Sack Flöhe zu hüten und gleichzeitig jedes Kind entsprechend seines Leistungsniveaus zu fördern, sich nebenher um Problemfälle zu kümmern und Kindern, die teilweise schlecht Deutsch sprechen, erste Grundkenntnisse zu vermitteln – ich meine, wer soll das leisten? Die berühmte eierlegende Wollmilchsau?
Seit acht Jahren versuchen die Berliner Grundschulen sich an diesem Modell mit dem Ergebnis, dass immer mehr Grundschulen das Handtuch werfen und zumindest aus dem JüL-Konzept aussteigen. Bleibt das Problem der Früheinschulung. Allein im letzten Jahr mussten 3800 Kinder die zweite Klasse wiederholen. Das sind satte 15 Prozent. Sorry aber damit frustriert man nicht nur die, die vorn stehen und ihren Kopf hinhalten, sondern in erster Linie die Kinder, die nach der Erfahrung von Überforderung sicher nicht mehr sonderlich motiviert sind, von Spaß und Freude am Lernen will ich gar nicht reden.
Ich weiß nicht so recht, was sich die Politiker dabei denken. Einschulung mit Fünf, Abitur in zwölf Jahren und dann? Geht es darum, dass die jungen Bundesbürger möglichst früh in die Rentenkassen einzahlen? Einen anderen Sinn sehe ich nicht, denn das Argument der erfolgreichen Frühförderung ist längst widerlegt. Mehr noch, es hat sich sogar umgekehrt, was unter anderem die steigenden Zahlen der ADS und ADHS Diagnosen zeigen.
Unterm Strich muss man der Berliner Regierung allerdings lassen, dass sie konsequent agiert. Egal ob Flughafen, Bildungspolitik oder S-Bahn -ausbaden dürfen es immer die anderen.