Die Zeichen stehen auf Streik

Es wird wieder gestreikt in Berlin. Am Mittwoch legen viele Kita- und Schul-ErzieherInnen in Berlin und Brandenburg die Arbeit nieder. Lehrer wollen sich anschließen. Es geht darum, vorab Druck auszuüben, denn am Donnerstag werden die Tarifverhandlungen der Gewerkschaften mit den Bundesländern fortgesetzt. Für mich als Mutter haben diese Streiks immer zwei Seiten.

Natürlich kann ich es verstehen, wenn Menschen auf die Straße gehen, um sich für eine bessere Bezahlung einzusetzen. Ich bin sowieso der Meinung, dass die Erzieher für das, was sie tagtäglich leisten, zu schlecht bezahlt werden. Nur frage ich mich immer, wen erreichen diese Streiks? Eigentlich doch nur die Mütter und Väter, die gezwungen sind, zu Hause zu bleiben oder sich um eine andere Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder zu kümmern. Und natürlich die Schulkinder, die zusätzlichen zum normalen Stundenausfall einen Tag frei haben.
Ich glaube nicht, dass ein Warnstreik im öffentlichen Dienst wirklich Auswirkungen auf die Verhandlungen hat. Das ist keine Resignation, vielmehr eine gewisse Verdrossenheit gegenüber den Regularien der Politik. Ich persönlich glaube nämlich, dass diese Verhandlungen reine Makulatur sind und dass die Obergrenzen und die Schmerzgrenzen nach unten auf beiden Seiten des Verhandlungstisches bereits vorab geklärt sind. Für mich sind Tarifstreiks – so wie sie heute ausgeübt werden, kein zeitgemäßes Mittel mehr, um wirklich etwas zu ändern.

Zum Beispiel frage ich mich jedes Mal, warum die Eltern – die ja sowieso zu Hause bleiben müssen, um die Kinder zu betreuen, nicht mit einbezogen werden.  In unserer Kita gab es nur einen handgeschriebenen Hinweis auf den Warnstreik. Keinen Aufruf, sich zu beteiligen, obwohl es uns doch genauso viel angeht. Schließlich möchte ich, dass meine Kinder von Erziehern betreut werden, die ihre Arbeit gern tun – auch weil sie dafür wertschätzend und angemessen entlohnt werden. Und ich möchte nicht, so wie vor 20 Jahren in Berlin passiert, einen Streik riskieren, der sich über Wochen hinzieht und die Eltern bis an ihre Belastungsgrenze bringt.

Aber damit rutscht das Ganze in die Vielschichtigkeit hinein. Da geht es um Solidarität, um Empathie und das Aufsprengen von überholten Mechanismen – und das zu analysieren sprengt wohl den Rahmen dieses Blogs. Aber vielleicht regt es Sie zum Nachdenken und Diskutieren an. Finden Sie Streiks sinnvoll und nützlich? Haben Sie andere Ideen?

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