Frühstück mit Stadtschloss

Frühstücken Sie noch gemeinsam mit ihrer Familie? Oder gehören Sie zu den Menschen, die mit einem Toast in der einen und einem Kaffee in der anderen Hand aus dem Haus hetzen? Bei uns gehört das Frühstück zum Tag. Ein Moment, an dem wir alle gemeinsam am Tisch sitzen, lachen, scherzen, den Tag planen oder über dies und das plaudern. Heute ging es um den Bau des Stadtschlosses in Berlin.

Ein völliger Irrsinn, wie wir finden, denn Berlin ist ja bekanntlich seit Jahren pleite. Wer durch die Straßen fährt, dem fällt auf, dass die Straßen marode sind. Wer ein schulpflichtiges Kind hat, der ärgert sich sicher über den schlechten Zustand der Schule. Na ja und über all die anderen Dinge, die in dieser Stadt nicht funktionieren, brauchen wir nicht mehr zu reden. Aber eins muss man Berlin und seiner Regierung ja lassen. Darin, große, pompöse Projekte auf den Plan zu rufen, darin sind sie einmalig. Das hat schon etwas Narzisstisches an sich.

Warum spendet jemand einen siebenstelligen Betrag für eine Schlosskuppel? Ich dachte, ich lese nicht richtig. Will er oder sie sich damit ein Denkmal setzen? Weiß derjenige mit seinem Geld nichts anzufangen? Mit diesem Betrag könnte man wahrscheinlich auf einen Schlag die Situation der Berliner Schulen verbessern, Kitas bauen und und und. Hat Berlin keine anderen Sorgen, als ein völlig überflüssiges Stadtschloss in die Mitte zu zimmern?

Darüber jedenfalls entbrannte an unserem Frühstückstisch heute morgen eine Disskussion, bei der es um viel mehr ging als nur den Bau. Plötzlich redeten wir über Monarchie und Demokratie. Über den Sozialismus, die DDR-Regierung und den Palast der Republik. Über die Achse Paris-Moskau, die sich exakt an der Schlossbrücke trifft und darüber, warum damit diesem Bau an dieser exponierten Stelle eine ganz besondere Bedeutung zukommt.
Es ist nämlich keineswegs egal, was man an diesen Platz stellt. Mit dem Stadtschloss trifft Berlin, trifft Deutschland eine Aussage über sich selbst. Das ist wie ein Tattoo im Gesicht und wir haben zugelassen, dass ein paar spendable Mäzen sich dort ein Denkmal setzen. Ehrlich – mir hat an der Stelle mein Kaffee irgendwie nicht mehr geschmeckt.

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