Macht Geben glücklicher und erfolgreicher als Nehmen?

Was wären die Parteien im Wahlkampf ohne ihre Helfer? Fleißig verteilen sie Flyer, stehen am Wochenende auf Märkten und abends auf diversen Veranstaltungen. Ein Beispiel von vielen, bei dem ohne ehrenamtliches Engagement wenig laufen würde. Freiwillige Helfer sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Ob Schulfest, Seniorenbetreuung oder Suppenküche – wir brauchen Menschen, die gern geben. Die kein Problem damit haben, Zeit für andere zu investieren.

 

Angeblich soll geben aber nicht nur Spaß machen, sondern auch dazu beitragen, dass man erfolgreicher und glücklicher ist. Es ist genau ein Jahr her, da haben Wissenschaftler eine Studie publiziert, die belegt, dass wir, wenn wir einige Stunden pro Jahr anderen Menschen widmen, ihnen also Zeit schenken, plötzlich das Gefühl haben, diese – also unsere Zeit – besonders sinnvoll verbracht zu haben. Damit gewinnen wir subjektiv den Eindruck, über mehr Zeit zu verfügen. Gleichzeitig macht diese anderen Menschen gewidmete Zeit uns glücklich.

 

Nun gibt es ab 1. Oktober ein neues Buch, dass all das bestätigt und sogar noch einen Schritt weitergeht und den Gebenden höhere Erfolgsaussichten bescheinigt. Geschrieben hat es Adam Grant, Psychologe und Management-Professor an der renommierten Wharton Business School der University of Pennsylvania und selbst ein überzeugter Verfechter des Nettigkeits-Credos.
Sein Buch „Geben und Nehmen. Erfolgreich sein zum Vorteil aller“  ist für Gebende und Nehmende gleichsam interessant und damit weit mehr als ein üblicher Karriereratgeber, in dem nur das Geben als Erfolgsfaktor propagiert wird. Eher ist es eine Anleitung zum besseren Umgang miteinander – ein wichtiger Ansatz in der heutigen Zeit.

Grant kommt mit seinen Forschungen zu dem Schluss, dass Menschen, die gern ohne Gegenleistung geben, die anderen helfen, für Freunde da sind und sich auch nicht zu fein sind, Fremde mit Ratschlägen oder Hilfsangeboten zu unterstützen, erfolgreicher und glücklicher sind. Vor allem dann, wenn sie das Geben praktizieren, ohne eine Gegenleistung zu erwarten und wenn sie es nicht nur im privaten Bereich ausleben, sondern auch auf den Berufsalltag ausdehnen. Nachgewiesen hat er das anhand von vielen Untersuchungen. Eine davon hatte er bereits als Student dokumentiert. Es ging um Menschen, die für einen Reiseführer arbeiteten und Anzeigen verkauften. Die Erlöse dieser Anzeigen kamen bedürftigen Studenten zugute. Grant teilte die Verkäufer in zwei Gruppen auf. Einer stellte er die Stipendiaten, die von dem Geld profitierten, persönlich vor, der anderen Gruppe nicht. Nach einem Monat überprüfte er die Verkaufszahlen beider Gruppen und stellte fest, dass die Gruppe, in der die Verkäufer wussten, wem das Geld zufließt, erfolgreicher, motivierter und zufriedener mit ihrer Arbeit waren.

 

Zwei Ratschläge gibt der Autor Adam Grant allerdings allen Gebenden: Die Zeit des Gebens auf etwa 100 Sunden pro Jahr zu begrenzen und sich in Acht zu nehmen vor all jenen, die Gebende gern ausnutzen – die Narzissten unter uns. Menschen, die Gebende zunächst umschmeicheln, um ihnen anschließend unverholen das Blut aus den Adern zu saugen.
Und bei allem ehrenamtlichen Engagement sollte man auch die eigenen Prioritäten nicht aus dem Sinn verlieren. Geben Sie das, was Ihnen selbst auch Spaß bereitet, rät Grant, denn das kann das Gute Gefühl noch steigern.

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