Bezahlbarer Wohnraum im Bezirk

Es sind ja eher die großen Ereignisse, die unsere Aufmerksamkeit fesseln. Dass Facebook heute WhatsApp gekauft hat, beherrscht die Nachrichten. Wie viel Geld Zuckerberg dafür hingeblättert hat, die Ereignisse in der Ukraine und nach wie vor das nunmehr schon fast inflationäre Versagen unserer Regierungskoalition. Bei all diesem großen Hype gehen die kleinen Nachrichten, die die eigentlich weitaus wichtiger sind, weil sie unser Leben viel stärker und unmittelbarer betreffen, gern unter. So zum Beispiel die Nachricht, dass am Dienstag das Wohnraumbündnis Steglitz-Zehlendorf gegründet wurde. Dabei ist es ein wichtiger Schritt, der Beachtung verdient.

 

Bezahlbarer Wohnraum wird in Berlin immer knapper. Nachdem ausländische Investoren die Stadt als Spielwiese für sich entdeckt haben, wird fleißig luxussaniert und teuer gebaut. Große Wohnbaugesellschaften wurden verkauft, alteingesessene Mieter werden verdrängt, Quartiersstrukturen verändern sich und die gesunde Mischung, die Wohnquartiere brauchen, verschwindet mehr und mehr. Hier und da reagiert die Politik, indem sie bestimmte Straßen oder Straßenabschnitte unter den sogenannten “Milieu-Schutz” stellt. Aber das reicht natürlich nicht.

 

Senioren, Kranke, Hilfsbedürftige, Auszubildende, junge Familien und Alleinerziehende trifft diese Entwicklung am härtesten. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass der Gründungssitzung am Dienstag unter anderem Helmut Schmidt vom Seniorenbeirat, Michael Holz, Psychiatrie-Koordinator im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, Kathrin Nordhausen von Reha Steglitz und Klaus Marquardt vom Wege ins Leben e.V. beiwohnten. Außerdem mit dabei, Vertreter des Stadtteilzentrums Steglitz e.V., Bezirkspolitiker und einige Einwohner.

 

Symbolisch unterschrieben alle gemeinsam auf einem Flipchart, um die Gründung zu besiegeln. Dabei ist es erklärtes Ziel des Bündnisses, dafür zu sorgen, dass ausreichend und bezahlbarer Wohnraum in Steglitz-Zehlendorf geschaffen und erhalten wird. Und es gilt, aufs Gas zu drücken, denn Steglitz Zehlendorf liegt – was die Arbeit solch einer Initiative betrifft – im Gegensatz zu anderen Berliner Bezirken zurück.

 

Wie die Arbeit nun konkret aussehen soll, wurde auf der Gründungssitzung ebenfalls erläutert. Vier Schwerpunkte sind es, die vorab in gemeinsamen Gesprächen bereits festgelegt wurden. So könnte man beispielsweise die Pläne von Investoren oder Bauunternehmern mit gewissen Auflagen belegen. Oder den eingangs genannten Milieu-Schutz umsetzen, der sich in anderen Bezirken bereits bewährt hat. Diese und andere Themen gilt es innerhalb des Bündnisses in Arbeitsgruppen zu besprechen und auszuarbeiten. Teilnehmen kann übrigens jeder, den dieses Thema interessiert und der sich gern einbringen möchte.

 

Besonders hilfreich wäre es natürlich, wenn nicht nur die Politik der neuen Initiative Rückenwind gibt, sondern vor allem auch die Investoren sich an den Debatten beteiligen. Wie man die ins Boot holt – auch das wird Thema in zukünftigen Sitzungen sein.

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