Ein Junge namens Paul

Haben Sie pubertierende Kinder, oder arbeiten Sie mit dieser Altersgruppe zusammen? Oder keines von Beiden – Sie wollen aber trotzdem mal verstehen, wie diese Altersgruppe heute so tickt?

 

 

Dann empfehle ich Ihnen einen wunderbaren Artikel, den ich per Zufall in der ZEIT entdeckt habe. Unter der Überschrift „Hallo, mein Name ist Paul“ erklärt besagter Paul uns seine Welt. Und das tut er mit so viel Wärme, mit Humor und so geistreich, dass es wirklich eine große Freude ist, den Text zu lesen und man sich fast wünscht, der junge Mann würde mehr schreiben. So ging es mir jedenfalls.

 

HALLO, MEIN NAME IST PAUL (ZEIT v. 06.03.2014)

 

Kinder durch die Pubertät zu führen, ihnen Hof und Startbahn gleichzeitig zu sein, das war und ist für Eltern aller Generationen eine Herausforderung. Aber nicht nur für die Eltern. Vieles würde sich wahrscheinlich einfacher gestalten, wenn wir Großen besser verstehen, was mit den Kindern in diesem Alter passiert. Dass sich nicht nur der Hormonhaushalt, sondern vor allem auch das Gehirn verändert, neue neuronale Verbindungen geknüpft werden, was nach außen den Anschein der Orientierungslosigkeit mit sich bringt und die extreme Müdigkeit erklärt, mit der viele Pubertierende zu kämpfen haben. Unser Gehirn verbraucht enorm viel Energie – besonders in solchen Umbruchszeiten.

 

Ich habe vor einigen Jahren einen netten kleinen Ratgeber entdeckt, der mir sehr geholfen hat, zu verstehen, warum aus meinem kleinen Jungen, der immer so sonnig und fröhlich war, plötzlich ein maulfauler, ständig gähnender, schlacksiger Halbwüchsiger wurde, der, wenn man ihm eine Frage stellte, maximal ein „Hmm“ herausbekam und plötzlich auf nichts mehr Bock hatte. In dem Buch „Endlich in der Pubertät! Vom Sinn der wilden Jahre“ kommt nicht nur, so wie in dem Artikel, ein junger Mann zu Wort, sondern Ralph Dawirs – ein Neurobiologe und Gunther Moll – ein Kinder- und Jugendpsychater – beschreiben humorvoll und mit einem sehr liebevollen Blick auf die Pubertierenden das Phänomen Erwachsenwerden.

 

Wie gesagt – ich denke, das ist es, was es in dieser Zeit besonders braucht: Verständnis. Wissen um die Welt des anderen. Vertrauen darauf, dass die Bindung, die man in den Jahren zuvor aufgebaut hat, stark genug ist, den Umbruch auszuhalten. Und Vertrauen darauf, dass die Kinder stark genug sind, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen. Und am Ende: Wissen, dass es eine Phase ist. Ich werde nie den Tag vergessen, an dem ich meinen Sohn abends fragte, wie denn sein Tag war, eigentlich auf das berühmte „Hmm“ gefasst war und mich plötzlich wieder zwei fröhliche Augen anlachten und mein Sohn losplauderte. Ich glaube, ich habe fast geweint.

 

51iBi2ojwxL „Endlich in der Pubertät! Vom Sinn der wilden Jahre BELTZ 2011, 17, 90 Euro /
ISBN 978-3407858740

 

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