Hebammen unterstützen!

Eigentlich kommt es daher wie eine Provinzposse. Da jammert die Regierung seit Jahren darüber, dass die Geburtsrate in Deutschland mal sinkt, mal gleich bleibt und der Babyboom auf sich warten lässt. Da erdenkt man Programme, die seltsam altbacken und unfunktional erscheinen. Da versucht man, Eltern mit Geld zu ködern. Doch mal dort anzusetzen, wo das eigentliche Problem steckt, nämlich, dass es Eltern in Deutschland schlichtweg schwer haben, Kinder in die Welt zu setzen, weil die Voraussetzungen, trotz hohem Lebensstandard nicht optimal sind, das scheint nicht zu den Politikern durchzudringen. Ein sehr eindrückliches Beispiel dafür ist der Umgang mit der freien Geburtshilfe.

 

 

Früher…. So fangen missmutige Klagen ja gern an. Früher, da war alles besser. Ich sage dann immer: “Ja, da hatten wir noch einen Kaiser!” und schon ist der Klagende ruhig. Anders, wenn es um die Situation der Hebammen und der freien Geburtshilfe in Deutschland geht. Da stimme ich gern in den Früher-Kanon ein, denn es gab tatsächlich mal Zeiten, da war eine Geburt ein ganz natürlicher Prozess, der von Frauen begleitet wurde, die ihr Handwerk verstehen. Da wurden Mütter respektive Familien und ihre Neugeborenen vor und nach der Entbindung liebevoll in vertrauter Umgebung betreut und es wurde ihnen nicht das Gefühl vermittelt, dass sie Patienten sind.

 

 

Scheinbar ist das nicht mehr gewünscht. Anders kann ich mir das, was gerade passiert, nicht erklären. Dass man taktiert und tatenlos zusieht und hinnimmt, dass ein Berufszweig ausstirbt, der dafür sorgt, dass Frauen auf ganz natürlichem Weg, auch aus eigener Kraft heraus, ihre Kinder gebären. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wichtig es für mich bei allen drei Kindern war, eine Vertrauensperson an meiner Seite zu haben. Wie wichtig es für mich war, möglichst schnell wieder nach Hause zu kommen, um nicht in der Klinikroutine die ersten Stunden mit meinem Baby zu verbringen. Und dann jemanden zu haben, der Fragen beantworten konnte, Unsicherheiten nahm und hin und wieder einfach mal liebevoll über den Arm streichelte und Zweifel minimierte. Die Vorstellung, mit all dem allein dazustehen, oder jedesmal einen Arzt konsultieren zu müssen – für mich undenkbar. Ebenso die Vorstellung, dass das zum Luxusgut mutiert, das sich nur noch gut betuchte Eltern leisten können.

 

 

Mit dieser Ansicht stehe ich natürlich nicht allein da. Die Protestwelle ist groß. Ob Petition, Demonstration oder Hebammenblogs – auch an Unterstützern mangelt es eigentlich nicht, allein die Politik kommt nicht in die Gänge. Wichtig wäre es, eine Schadenshaftungsobergrenze festzusetzen, damit die Versicherungen – die mit ihren Beitragsforderungen für das derzeitige Dilemma sorgen – entlastet sind. Kaum vorstellbar, dass eine Hebamme vor gut 30 Jahren rund 30 Euro Haftpflichtbeitrag pro Jahr zahlen musste, heute für dieselbe Leistung jedoch rund 6000 Euro pro Jahr auf den Tisch legen soll. Dass sich das bei einem Stundenlohn von 8,30 Euro kaum noch eine der freien Hebamme leisten kann, liegt auf der Hand.

 

 

Ansätze, das Problem aus der Welt zu schaffen, gibt es bereits – nur hat die Tatsache, dass die Mühlen auf politischer Ebene in diesem Fall extrem langsam malen, schon dafür gesorgt, dass es in vielen Teilen Deutschlands fast keine freien Hebammen mehr gibt. Auch in Berlin wurden bereits Geburtshäuser geschlossen.

 

Wenn Sie die Hebammen unterstützen möchten, dann finden Sie auf der Seite HEBAMMENUNTERSTÜTZUNG alle Informationen über geplante Aktionen, Unterschriftenlisten und noch viele Informationen.

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