Nichtschwimmer auf dem Vormarsch

„Sensation im Freibad! Kleiner Timmy (9) taucht jetzt schon seit über fünf Minuten!“

Was „DER POSTILLON“ hier als Satire bringt, ist eigentlich gar nicht zum Lachen, denn die Gefahr, dass ein Kind beim Baden ertrinkt, ist relativ hoch. Schuld daran ist der wachsende Anteil von Nichtschwimmern unter den Grundschülern. Allein in Berlin-Neukölln können am Ende der dritten Klasse vierzig Prozent der Kinder noch nicht schwimmen.

 

Im Jahr 2013 sind in Deutschland 446 Menschen ertrunken. Das sind zwar deutlich weniger als noch vor 20 Jahren, trotzdem gibt es seit 2012  wieder einen Anstieg der Zahlen und dieser Trend hält leider an. Und – der Tod durch Ertrinken ist der zweithäufigste Unfalltod (nach Verkehrsunfällen) bei Kindern bis zu einem Alter von 15 Jahren. Sie erinnern sich vielleicht – wir haben im letzten Jahr schon hier in diesem Blog darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass unsere Kinder das Schwimmen lernen und wir haben die Hinweise der DLRG weitergegeben, damit man als Badegast eine Person, die in Not – also kurz vor dem Ertrinken ist – auch erkennt. Denn meist läuft das nicht so ab, wie uns in Filmen und im Fernsehen gezeigt wird. Es gibt kein Schreien und kein Rudern mit den Armen, denn dazu ist der Ertrinkende gar nicht in der Lage. HIER können Sie alle Punkte noch einmal nachlesen.

 

Nun liegt der Bezirk Steglitz/Zehlendorf was die Nichtschwimmerquote angeht nicht auf den vordersten Plätzen, trotzdem besteht auch bei uns Handlungsbedarf. Schließlich gibt es ja den obligatorischen Schwimmunterricht in der dritten Klasse und eigentlich sollten doch alle Kinder nach diesem einen Jahr schwimmen können.

Das Problem hat meiner Ansicht nach mehrere Ursachen. Es liegt sicher weniger an dem mangelnden Angebot, sondern eher daran, dass viele Kinder diesem Angebot ausweichen, manchmal auch ohne das Wissen der Eltern. Wenn Kinder in der dritten Klasse noch nicht schwimmen können,  schämen sie sich oft dafür, weil andere Kinder das halt gern zum Anlass nehmen, um zu sticheln und zu hänseln. Wir wissen, dass der Leistungsdruck und die Konkurrenz unter den Kindern groß ist und wer will schon als Loser oder bleiernde Ente dastehen.

 

Dazu kommt, dass viele Mädchen mit Migrationshintergrund dem Schwimmunterricht von Hause aus fernbleiben.

Und dazu kommt noch das Problem der steigenden Übergewichtigkeit unserer Kinder. Auch hier geht es wieder darum, dass sich kein dickes Kind gern in Badehose zeigt – also bleiben sie dem Schwimmunterricht einfach fern.

 

Abgesehen von diesen Punkten ist es den Schwimmlehrern oft gar nicht möglich, bei der hohen Anzahl von Kindern auf jeden einzelnen zu achten. Mir hat ein Schwimmlehrer mal gesagt, dass Kinder, die das Schwimmen nicht schon vorher gelernt haben – ob nun von den eigenen Eltern beigebracht oder im Schwimmkurs oder -verein gelernt – dass diese Kinder kaum eine Chance haben, in dem einen Unterrichtsjahr das Schwimmen zu lernen. Traurige Realität.

Noch dazu, wo sich die motorischen Fähigkeiten der Schulanfänger in den letzten Jahren ohnehin verschlechtert haben, wie die Bildungssenatorin Sandra Scheeres gegenüber dem Tagesspiegel verlauten lässt. Nun sucht man nach Lösungsmöglichkeiten, denn das Handlungsbedarf besteht zeigen die Zahlen deutlich.

 

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