Mehr männliche Erzieher bitte!

Männliche Erzieher in Kindergärten oder Kinderläden sind eher eine Seltenheit. Vielleicht erinnern Sie sich, dass wir das Thema in der Stadtteilzeitung schon einmal aufgegriffen haben. Nun gibt es eine aktuelle Studie aus Österreich, die noch einmal unterstreicht, wie wichtig männliche Vorbilder für die Entwicklung von Kindern sind und was geschieht, wenn sie fehlen.

 

“Buben gehen mehr auf männliche Kindergärtner zu und zeigen bei ihnen lebendigere Verhaltensweisen”, so der Psychologe und Pädagoge Josef Christian Aigner gegenüber science.ORF.at. Aigner hatte bereits im November 2012 mit seinem Team eine Studie für das Österreichische Sozialministerium erstellt (“Wirkungsstudie W-INN”). Dafür untersuchten die Forscher an zehn Kindergärten in Tirol und Salzburg das Verhalten von 30 – zufällig ausgewählten – Kindern. Diese Kinder waren in zwei Gruppen unterteilt, wobei die eine von Kindergärtnerinnen geleitet wurde, die anderen von einem gemischtgeschlechtlichen Team.

 

Um zu verwertbaren Ergebnissen zu kommen, nahmen die Psychologen den Gruppenalltag der Kinder und spezielle Spielsituationen per Video auf und analysierten im Anschluss das Verhalten der Kinder gegenüber den Pädagogen. Heraus kam, dass vor allem die Jungs in traditionellen Gruppen mit ausschließlich weiblichen Erzieherinnen sich eher angepasst verhielten und meist am Rand blieben, statt sich in die Gruppe zu integrieren. War hingegen ein Mann als Erzieher zugegen, interagierten sie deutlich aktiver und ließen sich herausfordern.

 

Damit belegten die Forscher etwas, das auch in vielen Studien zum Thema “Rolle des Vaters” immer wieder auftaucht. Männer tolerieren Wildheit. Sie stellen den Eigenarten der Kinder – speziell aber denen der Jungen mehr Raum zur Verfügung. Ihr Spiel wird durch die Anwesenheit eines Mannes insgesamt aktiver. Das wiederum lockt auch Mädchen an, die sich dann gern mit dem männlichen Erzieher austoben.

 

Wird die Gruppe von einem Erzieher geleitet, stellen sich Jungs eher in den Mittelpunkt. Sie suchen die Aufmerksamkeit des Erziehers und fordern deutlich mehr Körperkontakt ein, als von weiblichen Erzieherinnen. Die Forscher sind in diesem Zusammenhang natürlich auch der Frage nachgegangen, ob die Jungs dann auch mehr Aufmerksamkeit bekommen, den Mädchen also den Raum nehmen. Dazu Aigner: “Man könnte eher sagen, dass das klischeehafte Verhalten von Buben auf diese Weise eher sichtbar wird und pädagogisch bearbeitet werden kann. Während sie sich in reinen Frauengruppen am Rand aufhalten und draußen, wenn der Kindergarten vorbei ist, sozusagen wieder ihre Machoallüren pflegen können.”

 

Eine andere Studie aus Norwegen zeigt übrigens, dass sich – erhöht sich der Anteil der männlichen Erzieher in einer Einrichtung – das Verhalten aller, einschließlich der Erzieherinnen verändert. Das Spiel wird insgesamt aktiver und die Erzieherinnen zeigen eine höhere Toleranz gegenüber  männlichem Spiel- und Alltagsverhalten.

 

Fazit all dieser Forschungsstudien ist, dass es wünschenswert wäre, mehr männliches Personal in Kindergärten und Horten zu haben. Leider ist es sowohl in Deutschland als auch in einigen anderen Ländern noch so, dass der Beruf des Erziehers gesellschaftlich nicht gerade angesehen ist. Dazu kommt die schlechte Bezahlung, die im übrigen auch die Erzieherinnen betrifft.

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