Jeder, der einen Beruf ausübt, in dem er viel mit anderen Menschen zu tun hat, kennt sie: die Kollegen, deren Ego so aufgeblasen ist, dass man gern eine Nadel nehmen würde um hineinzustechen. Menschen, für die Empathie ein Fremdwort ist, die andere herabsetzen und tyrannisieren und damit in den meisten Fällen auch noch erfolgreich sind. Auch im privaten Bereich kennt sicher jeder ein bis zwei Exemplare dieser Spezies und weiß, wie schwer es ist, mit ihnen umzugehen. Darum hier ein paar Tipps.
Neulich gab es eine Meldung, die sich schnell in allen Online-Portalen verbreitete. Darin stand, dass es einen einfachen Test gäbe, mit dem man Narzissten ohne weiteres enttarnen könnte. Die Forscher um Brad Bushman von der Ohio State University in Columbus veröffentlichten diese Frage zum ersten Mal in der Zeitschrift PLoS One und sie lautet: „Wie sehr stimmen Sie der Aussage zu: Ich bin ein Narzisst?“ Dazu wurde die Frage durch die Anmerkung ergänzt, dass ein Narzisst selbstbezogen, geltungsbedürftig und eitel sei.
Weil Narzissten ihre Selbstverliebtheit nicht als Problem ansehen, ist es für sie überhaupt kein Problem, sich selber großartig zu finden. Im Gegenteil: Sie sind sogar stolz darauf, denn meist sind Narzissten beruflich sehr erfolgreich und da sie das als einzige Messlatte sehen, gibt der „Erfolg ihnen ja quasi recht.“
Menschen, die mit Narzissten zu tun haben, die mit ihnen arbeiten oder sogar unter einem Dach leben, bewegen sich oft am Rande der Verzweiflung. Sie fühlen sich niedergemacht, ausgenutzt und leiden unter dem seltsamen Machtgebaren der Narzissten. Meist haben sie viel ausprobiert und versucht, einen Weg zu finden mit der Situation umzugehen. Wichtig ist zu erkennen, dass der andere sich nicht ändern wird, weil er die Notwendigkeit dafür nicht erkennt. Also bleibt nur, sich selbst zu ändern. Das ist für viele eine schwierige Einsicht, weil man immer denkt: Ich selbst bin doch nicht das Problem, sondern der andere.
Trotzdem führt kein Weg daran vorbei, sich mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen und die richtigen Maßnahmen einzuleiten. Das beginnt damit, dass man sich zunächst mal mit dem Agieren der Narzissten vertraut macht. Dazu gibt es viel hilfreiche Literatur, unter anderem Bücher wie: „Von Psychopathen umgeben“ von Bärbel Mechler oder „Die Masken der Niedertracht“ von Marie-France Hirigoyen. Kennt man erst einmal die Karten, die ein Narzisst ausspielt, ist es leicher, das eigene Verhalten darauf abzustimmen.
Dann geht es an die eigene Substanz – denn ob wir das wahrhaben wollen oder nicht, oft ist es so, wie Bärbel Mechler schreibt, dass Narzissten sich „ihr herrisches, selbstverliebtes Auftreten nur deshalb leisten können, weil andere von der eigenen Hilflosigkeit überzeugt sind und ihnen damit das Feld überlassen.“ Der Narzisst spielt eine Rolle, er ist ein guter und souveräner Schauspieler hinter dem sich meist ein sehr einsamer, oft auch verletzter Mensch verbirgt. Diesen Teil seiner Persönlichkeit versucht er buchstäblich mit aller Macht zu beschützen. Es nützt nichts, ihn darauf hinzuweisen, aber das Wissen hilft dem, der darunter leidet. Es hilft in Momenten, in denen man attackiert wird, still zu bleiben, statt zu reagieren. Stellen Sie sich ein hilfloses, kleines Kind vor, dass hinter der Maske tobt und schon verändert sich die Ausgangslage.
Eine gute Strategie ist auch den Narzissten einfach zu ignorieren. Ihm die Luft aus dem Ballon zu ziehen, in dem man zum Beispiel sein aufgeblasenes Gebahren mit dem einfachen Kommentar: „Na und?“ quitiert oder überhaupt nicht reagiert, sondern sich nur in Würde zurückzieht und sagt, dass man nicht bereit ist, auf diese Art und Weise ein Gespräch fortzusetzen.
Das hat allerdings auch Grenzen, denn manchen Narzissten bereitet es einfach Lust und Befriedigung, andere zu quälen, anzuschreien und zu erniedrigen. Für diese Art gibt es keine Handlungsanleitung außer: Gehen Sie denen aus dem Weg. Machen Sie einen großen Bogen um solche Menschen. Suchen Sie sich einen anderen Arbeitsplatz, beenden Sie diese Beziehung. Sie können das Problem nicht aus der Welt schaffen. Ihnen bleibt nur, sich zu verabschieden, um Ihrer selbst willen, damit Sie, Ihre Gesundheit und Psyche nicht ernsthaften Schaden nehmen.