Der Flüchtlingsstrom nach Berlin hält unvermindert an. Kein Wunder – schaut man sich um auf der Welt, dann ist es eher ein Wunder, dass nicht mehr Menschen kommen. Die große Frage ist nur – wo sollen die Flüchtlinge unterkommen? Wie kann man ihnen eine “Ersatzheimat” schaffen, sie integrieren, ihnen wenigstens ein bisschen Lebensqualität schenken? In Berlin will der Senat in den kommenden Monaten sechs Containerdörfer errichten.
Zwei dieser Dörfer werden in Lichterfelde entstehen – eines mit 340 Plätzen am Osteweg, das Zweite für 300 Bewohner am Ostpreußendamm. Die Containerdörfer sind ein Teil des neuen Senatskonzepts zur Unterbringung von Flüchtlingen in Gemeinschaftsunterkünften. Doch wie gelingt es, die Menschen an ihre neue Umgebung zu gewöhnen? Menschen, die teilweise stark traumatisiert sind, die vielleicht alles verloren haben? Der Senat gibt diese Aufgabe zum Teil an gemeinnützige Organisationen und Vereine ab und so wird auch das Stadtteilzentrum Steglitz seinen Beitrag dazu leisten. Ich habe den Geschäftsführer des Stadtteilzentrums Steglitz e.V. Thomas Mampel dazu befragt.
- Herr Mampel, fühlen Sie sich als Verein vom Senat überrollt? Wälzt er quasi die Aufgaben nach unten ab?
Nein, überrollt fühlen wir uns nicht. Es zeichnete sich ab, dass da einige Aufgaben auf uns zu kommen. Und es ist gut und richtig, dass die Stadtteilzentren im Umfeld der Flüchtlingsunterkünfte mit der Aufgabe „Willkommensprojekte“ zu initiieren, beauftragt werden. Sie haben Erfahrung bei der Schaffung sozialräumlich vernetzter Kooperationsstrukturen, sie arbeiten generationsübegreifend und können den Menschen, die zu uns kommen, umfassende Angebote machen. Stadtteilzentren sind – auch aufgrund ihrer grundlegenden Aufgabenstellung, die sich aus dem „Infrastrukturprogramm Stadtteilzentren“ ergibt – genau die richtigen Partner für diese Aufgabe.
- Welche Ideen gibt es schon für „Willkommensprojekte”
Es gibt eine erste Ideenskizze. In der sind unter anderem benannt:
– Informationen für Interessierte und Institutionen;
– Ansprechpartner sein für Ehrenamtliche, die sich für Flüchtlinge engagieren wollen;
– Organisation von Schulungen für Ehrenamtliche; Kontaktpflege und Vermittlung der Ehrenamtlichen Unterstützer_innen;
– Gestaltung der Wohncontainer unter Beteiligung der Bewohner_innen unter Anleitung eines Fassadenkünstlers;
– konkrete Angebote für Bewohner_innen Kultur, Freizeit- und Bildungsangebote;
– bedarsorientierte Beratungsangebote und das alles auch mit einem besonderem Blick auf Alleinerziehende und Alleinstehende.
Das ist nur ein Ausschnitt – die tatsächlichen Aufgaben werden auf jeden Fall noch vielfältiger und umfassender.
- Kann die Integration der teils schwer traumatisierten Menschen überhaupt gelingen?
Integration kann gelingen, wenn die Menschen, Institutionen und Organisationen im Kiez, im Bezirk, in der Stadt an „einem Strang ziehen“. Es wird auch für uns ganz wesentlich darum gehen, die verschiedenen Projekte und Organisationen, die – unter anderem auch den besonders traumatisierten Menschen – Hilfe anbieten zur gemeinsamen Arbeit einzuladen und sie sinnvoll einzubinden. Eine gute Aufgaben- und Arbeitsteilung wird den Menschen, die zu uns kommen, besseren Zugang zu verschiedensten Angeboten und Einrichtungen ermöglichen.
- Was ist aus dem Aktionsbündnis geworden?
Das „Willkommensbündnis Steglitz-Zehlendorf“ ist sehr lebendig und arbeitet nach wie vor sehr engagiert. Es ist ein großer Vorteil für die Arbeit mit den Menschen, die jetzt bald zu uns kommen und in die beiden „Containerdörfer“ in Lichterfelde ziehen werden, dass das bezirkliche Bündnis so hervorragend arbeitet. Es gibt ein parteiübergreifendes „Willkommens-Klima“ – das ist fantastisch!
Nähere Informationen zum Willkommensbündnis finden Sie ganz aktuell auch auf dem Blog von Thomas Mampel.
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