Einschalten bitte!

Wieder wurde in Berlin ein junger Mann Opfer brutaler Gewalt.  Fünf Männern schlugen ihn krankenhausreif. Zunächst war er am Sonntagabend an der Stralauer Allee von den Unbekannten umringt worden. Als er sich dann weigerte, seine Geldbörse herauszugeben, schlugen ihn die Männer zu Boden und traten auf ihn ein. Das Opfer kam schwer verletzt ins Krankenhasu, die Täter flüchteten.

 

Wie wir wissen, ist das kein Einzelfall. Zu präsent sind noch die Schicksale von Jonny K. und Giuseppe Marcone. Zu präsent ist auch die offensichtliche Ohnmacht, mit der Polizei und Justiz solchen Verbrechen gegenüberstehen. Schlimm ist das nicht nur für die Opfer selbst, sondern vor allem auch für die Angehörigen, die im schlimmsten Fall zu Hinterbliebenen werden oder ihre fast zu Tode geprügelten Kinder für den Rest ihres Lebens pflegen müssen.

 

Während die Täter – wenn sie dann verurteilt werden – ihre Strafe absitzen und meist relativ schnell wieder ins normale Leben zurückkehren, gibt es für die Opfer und Hinterbliebenen dieses normale Leben schlichtweg nicht mehr. Sie erinnern sich vielleicht an den Post, den ich anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel für Giuseppe Marcone geschrieben habe. Für Vaja Marcone, ihren Mann und den Bruder von Giuseppe war von einem Tag auf den anderen nichts mehr so, wie es einmal war. Genau zwei Jahre ist es jetzt her, das das Urteil gesprochen wurde: zwei Jahre Haft, ausgesetzt zur Bewährung, für den 21-jährigen Ali T. Der 22-jährige Mitangeklagte Baris B. kam mit einem noch milderen Urteil davon: nur vier Monaten Haft, ebenfalls ausgesetzt zur Bewährung.

„Täterschutz“ – ein Wort, das häufig gebraucht wird, wenn man die Milde der Richter nicht nachvollziehen kann. Wenn die Wut hochkocht angesichts der Ungerechtigkeit, die das eigene Herz fühlt. Warum bekommen Täter kostenintensive Resozialisierungsmaßnamen, während die Opfer und die Angehörigen sich selbst überlassen werden? Lässt sich das mit Statistiken rechtfertigen, die sagen, dass höhere Strafen nicht die Kriminalität senken?

 

„Gebrochene Opfer, kaputte Täter – Wie machtlos sind wir gegen Gewalt“ so lautet der Titel der Maybrit Illner Spezial Sendung, die heute um 21:45 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird. Davor um 20:15 Uhr gibt es den Fernsehfilm: „Kein Entkommen“ der die Perspektive des Opfers und der Angehörigen sehr eindrucksvoll einfängt. Es gibt kein Entkommen. Man kann nicht aus diesem Gefängnis der Erinnerungen, des Traumas, des Schreckens fliehen. Man kann nur einen Weg finden, das Geschehene in irgendeiner Form zu integrieren, damit es seinen Schrecken verliert. Aber das sagt sich so leicht. Vaja Marcone wird heute Abend davon berichten, welchen Weg sie gegangen ist. Also: Einschalten bitte!

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